Wittstocker Erklärung im Kieler Landeshaus übergeben

Bundesraat för Nedderdüütsch überreicht Wittstocker Erklärung im Kieler Landeshaus

Landtagspräsident Klaus Schlie und Minderheitenbeauftragter Johannes Callsen empfingen am Dienstag (28. Mai) die schleswig-holsteinischen Delegierten des Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN) und die Leiterin des Niederdeutschsekretariats im Landeshaus. Anlass des Gesprächs war die „Wittstocker Erklärung zur Anerkennung der Regionalsprache Niederdeutsch als Teil eines Pflege- und Betreuungskonzeptes in sozialen Einrichtungen“. Hierin werden die Landesregierungen aller acht Niederdeutschländer aufgefordert, die Regionalsprache als Teil des Gesamtkonzepts zur Pflege und Betreuung anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen zu initiieren.

Die Leiterin des Niederdeutschsekretariats Christiane Ehlers stellte die Notwendigkeit heraus, die Regionalsprache Niederdeutsch als pflegerische und therapeutische Tätigkeit anzuerkennen sowie diese verpflichtend als Unterrichtsfach in der Ausbildung einzuführen. Gemeinsam mit Parlamentspräsident Klaus Schlie und Johannes Callsen loteten die BfN-Delegierten Marianne Ehlers und Heiko Gauert konkrete Möglichkeiten aus, die Forderungen der Sprechergruppe im Land Schleswig-Holstein umzusetzen. „Die Wittstocker Erklärung gibt interessante Anregungen auch für die Weiterentwicklung in Schleswig-Holstein, denn besonders in der Pflege kann Plattdeutsch den Zugang zu den Menschen erleichtern“, so der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen. Landtagspräsident Klaus Schlie dankte dem BfN für die intensive Vorarbeit und regte an, zur Wittstocker Erklärung eine landespolitische Debatte zu initiieren.

Hintergrund:
Der BfN setzt sich seit Jahren für den Gebrauch der niederdeutschen Sprache in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Hospizen und weiteren Pflegeeinrichtungen ein. Die Berücksichtigung der Muttersprache im sozialen, therapeutischen, pflegerischen und seelsorgerischen Bereich nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Daher hatte der BfN gemeinsam mit dem Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e. V. Anfang Mai zu der Tagung „Plattdüütsch in de Pleeg“ nach Wittstock eingeladen. Expertinnen und Experten, Verantwortliche aus der Verwaltung, Menschen, die in der Pflege und in der Ausbildung von Pflegekräften arbeiten, und weitere Interessierte stellten neue Entwicklungen an Praxisbeispielen vor und diskutierten die notwendigen Maßnahmen, um die Regionalsprache in diesem Bereich weiter zu etablieren.

Diese Erklärung wurde nun gemeinsam mit dem Erinnnerungsbuch „Weetst du noch?“ übergeben, das der BfN zusammen mit der Oldenburgischen Landschaft herausgegeben hat. Das Buch soll als Unterstützung für erste Schritte in der muttersprachlichen Begegnung und Kommunikation mit Pflegebedürftigen dienen.

Kiel, 29. Mai 2019

Foto: Schleswig-Holsteinischer Landtag, Rebecca Hollmann
(v.l.n.r.): Heiko Gauert (BfN), Christiane Ehlers (Niederdeutschsekretariat), Landtagspräsident Klaus Schlie, Marianne Ehlers (BfN), Minderheitenbeauftragter Johannes Callsen