Niederdeutsch im Pflegealltag

Das St. Josef Stift in Börger im Emsland ist eine der beiden Pflegeeinrichtungen, die im Dezember 2020 vom Bundesraat för Nedderdüütsch und dem Länderzentrum für Niederdeutsch mit dem Pflegesiegel PlattHart ausgezeichnet wurden. Tina-Marie Wilming, stellvertretende Heimleitung, gibt einen Einblick, wie im Pflegealltag vom St. Joseph Stift integriert ist.

„Moin!“ – vertraute Klänge hallen durch die Zimmer und Flure im St. Josef Stift hier in Börger.
Die plattdeutsche Sprache findet in einem Großteil unserer täglichen Arbeit ihren Platz. Daher haben wir uns direkt als eine der ersten Einrichtungen für das Platthart beworben und sind natürlich stolz diese Auszeichnung gemeinsam mit einem weiteren Pflegedienst als Erstes erhalten zu haben.
Viele unserer Bewohner*innen sprechen diese Sprache seit frühster Kindheit, und haben Hochdeutsch erst in der Schule erlernt. Plattdeutsch bedeutet für sie auch immer ein Stück Heimat und Zuhause und genau das wollen wir für unsere Bewohner*innen sein. Unser Leitsatz „wi kümmert us“ greift genau diese Philosophie auf. Denn insbesondere in der Demenzbetreuung kann die plattdeutsche Sprache ein Türöffner sein und den Zugang zu den Pflegebedürftigen erleichtern.
Ein Großteil unserer Mitarbeiter*innen spricht selbst plattdeutsch! Die Sprache wird auch aktiv in der Betreuung unserer Klienten genutzt und verwendet. So haben wir einige Bücher in plattdeutscher Sprache zur Verfügung gestellt oder singen gemeinsam plattdeutsche Lieder. Außerdem findet, wenn möglich, die Biografiearbeit auf Plattdeutsch statt. Mitarbeit*innen, die die plattdeutsche Sprache nicht kennen oder können, werden ermutig gemeinsam mit den Bewohner*innen einzelne Sprachgewohnheiten oder Sätze zu erlernen und anschließend im Arbeitsalltag zu nutzen. Darüber freuen sich sowohl die Mitarbeiter*innen als auch die Senioren. Zur Unterstützung wurde erstmalig im Sommer 2020 eine Online-Schulung für die Mitarbeiter*innen angeboten. Diese wurde sehr gut angenommen! Über acht Wochen haben wir gemeinsam mit Jan-Bernd Müller vom Länderzentrum für Niederdeutsch die plattdeutsche Sprache kennengelernt. Zunächst wurden einigen Grundlagen erlernt, die gut für Smalltalk genutzt werden können. Im weiteren Verlauf wurden auch berufsspezifische Redewendungen und Begriffe kennengelernt, die nun in der Praxis angewendet werden.
Besonders in der Betreuung nimmt die plattdeutsche Sprache einen nicht unerheblichen Platz ein. So wird beispielsweise jährlich das plattdeutsche Theater im Dorf besucht oder im Rahmen eines Projekts findet ein Generationenaustausch mit Kindergärten und Schulen statt.
Wir sind der Meinung, dass auch andere Einrichtungen mutig sein sollten mehr und mehr die plattdeutsche Sprache in ihre Abläufe zu integrieren.