„Junge Lüüd ut Löwenstedt“ – zu Gast in Nordfriesland

Im Gespräch mit Steffen Ketelsen, Jugendbeauftragter der Gruppe „Junge Lüüd ut Löwenstedt“ im Kreis Nordfriesland, SH

Stell dich doch bitte kurz vor.

Moin, ich bin Steffen Ketelsen, 30 Jahre alt, aufgewachsen und mittlerweile wieder wohnhaft in Löwenstedt in Nordfriesland.

Welche Rolle spielt Plattdeutsch in deinem Leben?

Plattdeutsch ist meine Muttersprache, mit meiner Familie und dem größten Teil meiner Freunde spreche ich auch ausschließlich Plattdeutsch. Sobald ich weiß, dass jemand Plattdeutsch spricht, versuche ich auch mit dieser Person ins Plattdeutsche zu wechseln, wenn wir zuvor auf Hochdeutsch gestartet sind. Das ist gerade im Beruf oftmals ein Türöffner, weil es dann gleich ein Stück weit vertrauter wirkt.

Und welche Rolle das plattdeutsche Theater für dich?

Theater als Hobby hat einen großen (zeitlichen) Anteil in meinem Leben. In den letzten Jahren hatte ich neben dem Theaterspielen in Löwenstedt auch die Möglichkeit, an der Niederdeutschen Bühne in Flensburg Spielerfahrung an einer anderen Bühne zu sammeln und war auch hier zeitlich eng eingebunden in den Proben- und Spielbetrieb. Ich gucke mir in meiner Freizeit auch gern Stücke von anderen plattdeutschen Bühnen an.

Wie bist du zum Theater spielen und zu den „Jungen Lüüd ut Löwenstedt“ gekommen?

Ganz genau kann ich mich gar nicht erinnern, wie ich dazu gekommen bin. Angefangen bin ich im Jahr 2000, also mit 10 Jahren mit der Rolle als Pastor in „De vergnögte Bimmelbahn“. Ich wollte das einfach mal ausprobieren und danach hat mich das Schauspielen gepackt und ich bin dabeigeblieben.

Was ist das Besondere an der Theatergruppe?

Ich habe den Eindruck, dass wir in unserer Theatergruppe sehr viele positive Erfahrungen damit gemacht haben, viele Projekte generationsübergreifend zu besetzen. Es spielen also Spieler im Alter ab 10 Jahren mit Spielern zusammen, die über 50 Jahre alt sind. Das liegt wohl auch daran, dass der Verein in diesem Jahr 35 Jahre alt wird und so mittlerweile viele „Junge Lüüd“ unterschiedlichen Alters Mitglieder des Vereins sind. Von der Spielerfahrung der älteren „Junge Lüüd“, profitieren unsere Jüngeren, im Gegenzug lassen sich die älteren Spieler von der Spielfreude der Jüngeren und von frischen Ideen anstecken.

Was ist dir wichtig als Jugendbeauftragter der Gruppe?

Seit mittlerweile 6 Jahren begleiten wir in einem Duo Nachwuchsspieler und führen über Sketche neue Spieler an das Theaterspielen heran. Dabei ist es uns wichtig, dass es den Jugendlichen Spaß macht und sie Freude daran haben/entwickeln an der Möglichkeit in andere Rollen zu schlüpfen. Besonders schön ist es dann zu sehen, wenn sie mit der Zeit auch etwas für sich im alltäglichen Auftreten mitnehmen können (z.B. Umgang mit Lampenfieber oder lautes, deutliches Sprechen). Wichtig ist uns aber auch, dass die Spieler nach anfänglichen Sketchen auch schnell in größere Rollen schlüpfen, um sich einer Rolle auch zu nähern und sie mit Leben zu füllen.

Sprechen alle Darsteller*innen bei den „Jungen Lüüd“ Plattdeutsch?

Tatsächlich spricht ein großer Teil der Spieler auch im Alltag Plattdeutsch. Das schafft natürlich mehr Freiraum für das Spielen und erleichtert den Spielern selbst auch das Textlernen. Allerdings unterstützen sich die Spieler selbst und auch wir in der Aussprache, wenn Spieler das Plattdeutsche noch erst lernen müssen oder einzelne Worte unbekannt sind. Das ist allerdings oft auch bei Muttersprachlern der Fall, da einzelne Worte nicht mehr so geläufig sind im Alltag.

Welche Chance siehst du darin, Jugendliche über das Theaterspielen ans Plattdeutsche heranzuführen?

Neues zu lernen und kennenzulernen funktioniert meiner Meinung nach am besten auf spielerische und unterhaltende Art. Theater bietet beides und daher fällt es uns bei der gemeinsamen Arbeit auch leichter, hochdeutsch aufgewachsenen Spielern die Scheu vor Aussprachefehlern zu nehmen. Es macht Spaß zu sehen, wie sich Spieler mit der Zeit entwickeln und mutiger werden.

Hat sich dein Blick auf das Plattdeutsche durch das Theaterspielen geändert? Wenn ja, inwiefern?

In meinem Alltag ist Plattdeutsch so selbstverständlich, dass mir immer erst auffällt, dass es für andere besonders sein kann, wenn ich von anderen darauf angesprochen werde. Das ist in der Regel der Fall, wenn man nach einer Vorstellung oder Aufführung mit dem Publikum ins Gespräch kommt. Erst dann wird mir bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist und es deswegen auch wert ist, das Plattdeutsche mit allen Mitteln zu fördern.

Was wünscht du dir für das niederdeutsche Jugendtheater?

Ich wünsche mir, dass viele Jugendliche auch weiterhin das Theaterspielen auf Plattdeutsch ausprobieren und keine Angst haben vor der Sprache.

Zum Weiterlesen: Plattdeutsches Jugendtheater in Schleswig-Holstein - Im Gespräch mit Gesa Retzlaff, Vorsitzende des Niederdeutschen Bühnenbundes Schleswig-Holstein e.V. und Leiterin der Gruppe „Junge Lüüd ut Löwenstedt“