„Boot un Dood“ – vom Krimi zum Kinofilm

Drehbuchautor Günter Ihmels und Regisseur Sandro Giampietro
Im Gespräch mit Günter Ihmels, Drehbuchautor und Co-Produzent

Ik bün plattdüütsch upwussen in Grabstede (Friesland). Na dat Abitur in Westerstede (Ammerland) heff ik in Clausthal un Heidelberg Physik studeert. Achteran bün ik Schoolmester worrn an een Gymnasium in Hagen im Bremischen (Landkreis Cuxhaven) un leev in Beverstedt. Siet 2012 bün ik Rentner, schriev plattdüütsche Kriminalgeschichten un Dreihböker för plattdüütsche Filme.

Nun steht der Kinostart für die plattdeutsche Kriminalkomödie "Boot un Dood" endlich fest: Der Film läuft am 10. September in dem Bremer Kommunalkino city 46 an. Der Drehbuchautor und Co-Produzent Günter Ihmels erzählt im Interview, wie auf der Grundlage seines Krimis „Dat Gasthuus anne Elw“ der Kinofilm entstanden ist.
weitere Kinotermine:
Freitag, 28.08., 20 Uhr: Open-Air auf dem Sportplatz in Wittstedt
Samstag, 29.08., 19.30 Uhr in der Schützenhalle in Uthlede
Sonntag, 30.08., 14.30 Uhr in der Schützenhalle Uthlede
ab 10.09. im Kino city 46 in Bremen, weitere Termine hier

Stell dich doch bitte kurz vor und beschreibe, wie deine Zugänge zum Niederdeutschen aussehen.

Aufgewachsen bin ich in Friesland zu einer Zeit, in der in fast allen Familien im Dorf ausschließlich plattdeutsch gesprochen wurde. Hochdeutsch habe ich somit erst in der Grundschule ab meinem sechsten Lebensjahr sprechen müssen. Mit meinen Eltern habe ich bis an ihr Lebensende weiter plattdeutsch gesprochen, mit meinen Geschwistern kommuniziere ich heute  immer noch „op platt“.

Vertell uns bidde kott en beten wat vun di - ok, woans du Platt lehrt hest.

Opwussen bün ik in Friesland to een Tiet, in de all Lüüd in`t Dorp platt snackt hebbt. Hochdüütsch heff ik inne School lirnt, dat weer denn sotoseggen mien erst Fremdspraak. Mit mien Öllern heff ik, solang se leevt hebbt, plattdüütsch snackt. Mit mien Süster un mit mien Bröers snack ik vundaag noch platt.

Dein Buch „Dat Gasthuus anne Elw“ ist die Grundlage für den Kinofilm „Boot un Dood“. Wie bist du auf die Idee gekommen dein Buch zu verfilmen?

Per Zufall. Meine drei plattdeutschen Bücher habe ich auch in Hörbücher verwandelt. Und beim Einlesen im Tonstudio von Sandro Giampietro sind wir gemeinsam auf diese Idee gekommen.

Dien Book „Dat Gasthuus anne Elw“ is de Grundlaag för den Kinofilm „Boot un Dood“. Woans büst du op de Idee kamen, en Film ut dat Book to maken?

Dat ik mien Book in een Film verwannelt heff, dat weer puren Tofall. Nadem ik mit mien dree Böker fardig weer, heff ik se in Hörböker verwannelt. Ik heff markt , dat veel Lüüd lever Geschichten op platt hört as dat se Geschichten lest. De Hörböker heff ik in`t Tonstudio vun Sandro Giampietro inlesen laten, un mit em tohoop bün ik op de snaaksche Idee kamen, een Film ut een vun de Bökers to maken.

Wie bist du beim Schreiben des Drehbuchs vorgegangen? Was waren Herausforderungen? Hattest du schon Erfahrungen?

Meine Erfahrungen in diesem Bereich waren gleich „null“ . Die Arbeit des Drehbuchschreibens haben Sandro und ich uns geteilt. Im ersten Schritt habe ich das Buch in Dialogform umgeschrieben. Anschließend haben wir gemeinsam – Sandro schon mit einem Blick durch die virtuelle Linse – Handlung und Text gekürzt, erweitert, umgeschrieben. Und im letzten Schritt haben wir das Buch mit Hilfe eines Dramaturgen, Frank Sauerland, überarbeitet.

Woans hest du dat maakt, ut den Krimi en Dreibook to schrieven? Wat weer vigeliensch? Harst du sowat vörher al mal maakt?

Dat Schrieven vun een Dreihbook weer nee för Sandro un mi. Wi hebbt uns de Arbeit deelt. Erst heff ik de Geschicht in Dialogform brocht. Denn hebbt wi tohoop Handlung un Text kört, länger maakt, ümschreven,... Un Sandro hett jümmers de Geschicht dörch so`ne Art virtuell Lins vun een Filmkamera ankeken. An Enn hebbt wi een Dramaturg funnen, Frank Sauerland. Un de hett mit uns dat Book överarbeit.

Wie ging es weiter, nachdem du das Drehbuch geschrieben hast?

Ein Bremer Filmemacher, Eike Besuden, hat uns ermuntert, einfach ins kalte Wasser zu springen und alles selber zu machen - nach dem Motto: jeder fängt mal an. So haben wir einen Antrag auf Produktionsförderung bei nordmedia gestellt. Wir haben Drehorte in der Region gesucht und gefunden, SchauspielerInnen gesucht und gefunden, sowohl Profis als auch Amateure. Und dann haben wir in den Sommerferien 2019 Tag für Tag gedreht. Gottseidank hat das Wetter mitgespielt - wir hatten hauptsächlich „open-air“-Drehorte.

Dat Dreihbook leeg op'n Disch. Un wat keem denn?

Eegentlich schull ja nu na uns Meenen Eike Besuden, een Filmemaker uut Bremen, dat Zepter inne Hand nehmen. Aver he hett to uns seggt, dat wi man eenfach in dat kold Water springen schullen, jedeen mööt mal den Anfang maken. Denn hebbt wi losleggt un Dreihorte sööcht, Schauspeelers sööcht un funnen, Profis un Laien. In Juli 2019 hebbt wi Dag för Dag Szenen för den Film dreiht. Dartig Daag hebbt wi bruukt, pro Dag hebbt wi dree Minuten Film produzeert.

Was war dir wichtig bei der Verfilmung deines Krimis? Und was ist für dich das Besondere an dem plattdeutschen Kinofilm?

Natürlich habe ich mich darüber gefreut, dass am Ende unserer Arbeit mein Buch immer noch erkennbar war. Und das Besondere: der Film ist eine hommage an meine norddeutsche Heimat, an Landschaft, Natur und Menschen sowie die plattdeutsche Sprache. Und Sandro hat zusätzlich eine wichtige Komponente eingebracht: eine grandiose Filmmusik.

Wat weer bi't Dreihen wichtig för di?
Un wat is ut dien Sicht das Besünnere an den Film?

Ik heff mi bannig freit, dat an Enn, as de Film klaar weer, mien Book jümmers noch to sehn weer. Dat Besünnere an den Film uut mien Sicht: De Film is een „hommage“ an mien norddüütsch Heimat, an de Landschapp, an de Natur un an de Minschen un ehr plattdüütsch Spraak. Un Sandro hett noch wat ganz Besünners inbracht: een grootartig Filmmusik.

Wie konntest du so ein Projekt finanzieren?
Wir haben ca. 120.000 € ausgegeben. Das war für uns natürlich viel Geld, für die professionellen Filmemacher eher ein Taschengeld. Davon hat nordmedia gut die Hälfte vorfinanziert, der Rest war unser Vergnügen. Mit diesem kleinen Budget ging das nur, weil wir ganz viel selbst gemacht haben. Und weil ganz, ganz viele Freunde und Bekannte uns unterstützt haben, nicht nur mit Rat, auch mit Tat.
Woneem hest du dat Geld för den Film her kregen?

Wi hebbt 120.000 € uutgeven, dat weer för uns veel Geld. Nordmedia hett dat halve Geld tostüürt as Darlehen, de Rest weer uns Vergnögen. Mit dit Budget een Film to maken weer blots möglich wiel wi de meisten Saken sülvst maakt hebbt. Un ganz veel Frünnen un Bekannte hebbt anpackt un uns hulpen.

Wie sieht die Zielgruppe von „Boot un Dood“ aus? Wie gut müssen die Zuschauer*innen Plattdeutsch verstehen können?
Vermutlich werden die ersten Kinozuschauer plattdeutsch-affin sein. Aber da wir den Film nach dem Motto „Platt kann jeder“ produziert haben, wird es hoffentlich eine zweite Welle geben, in der das hochdeutsche Klientel die Kinos stürmt.
Wat meenst du, wokeen kickt sik den Film an? Is dat wichtig, dat de Lüüd Plattdüütsch verstaht?

Wi glöövt, dat erst mal de Lüüd in`t Kino gaht, de mit de plattdüütsch Spraak wat anfangen köönt. Un wenn de denn begeistert dorvun vertellt, denn stellt sik bold ruut, dat dat ook een Film för hochdüütsche Minschen is.

Vor dem offiziellen Kinostart im September gab es schon einige Open-Air-Vorstellungen. Wie waren die Rückmeldungen?
Super, einfach klasse. Schon bei den online-Anmeldungen wurden wir mit smileys und Komplimenten gefüttert. Das war aber auch Corona geschuldet, der Kulturhunger ist groß. Das Mega-Event war für uns das Open-Air-Kino auf der Weserfähre Kleinensiel. Diese Fähre war Drehort für etliche Szenen unseres Films.
Ehr dat de Film in'n September in de Kinos anlöppt, hebbt ji den Film al vörher ünner'n fre'en Heven wiest. Wat hebbt de Tokiekers seggtf?

De Tokiekers weern begeistert. Se mussen sik ja online anmellen, dor geev dat all Smileys un Kumpelmenten. Dat harr seker ook wat mit Corona to doon, de Smacht na Kultur un Afwesslung is ja groot. Dat gröötst Spektakel weer uns Open-Air-Kino-Event op de Werserfähr Kleinensiel. Dor hebbt wi ok een Dag lang dreiht.

Gibt es später eine Möglichkeit, den Krimi online oder auf DVD anzugucken?
Ja. Aber dafür ist es noch zu früh. Wir denken zunächst an die Kinopremiere am 10. September im city 46 in Bremen. Und haben die Hoffnung, dass irgendwann der NDR unseren Film entdeckt.
Gifft dat en Schangs, den Film later ok op DVD oder online to kieken?

Dorför is dat noch en beten fröh. An 10. September versöökt wi to`n tweten mal een Kinopremiere, de erst Premiere hett uns Corona ja versaut. Un denn wiest wi den Film in elkeen Kino, dat uns hebben will. Viellicht hett dat NDR-Färnsehn ja ook Interesse, uns Film to wiesen.

Und zu guter Letzt: Arbeitest du schon an der Verfilmung deines nächsten plattdeutschen Krimis?
Nein. Aber Sandro und Helge Tramsen, einer unserer Schauspieler, schreiben bereits ein neues Drehbuch für eine neue plattdeutsche Kriminalkomödie.
Un an't Enn de Fraag: Büst du al dorbi, ut een vun dien anner Böker en Dreihbook to maken?

Nee. Aver Sandro un Helge Tramsen, dat is een vun uns Schauspelers, schrievt een Dreihbook för een plattdüütsch Film. Se schrievt dat in Hochdüütsch, un dat Översetten in`t Plattdüütsch is denn mien Part.

"Boot un Dood" im Open-Air Kino auf der Weserfähre Kleinensiel
Das Filmteam bei der Vorpremiere im city 46