Auszeichnung der ersten Pflegeeinrichtungen mit dem PlattHart

Länderzentrum für Niederdeutsch und Bundesrat für Niederdeutsch zeichnen plattdeutsche Pflegeeinrichtungen aus

Das Thema Plattdeutsch in der Pflege hat in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung bekommen. Plattdeutsch ist für viele ältere Menschen die Muttersprache und kann ein Anker zum Erinnern im Alter sein. Deshalb ist es wichtig, dass auch in Pflegeeinrichtungen Plattdeutsch integriert wird und dass es ausreichend Personal mit Plattdeutschkompetenz gibt. Seit diesem Jahr besteht die Möglichkeit für Pflegeeinrichtungen, sich mit dem PlattHart auszeichnen zu lassen. Dafür ist es erforderlich, dass das Niederdeutsche fester Bestandteil im Unternehmens-/Pflegeleitbild ist und dass die Sprache im Alltag der Pflegeeinrichtung gelebt wird. Es müssen immersive pflegerische und betreuerische und ggf. seelsorgerische Angebote in plattdeutschen Sprache stattfinden. Den Kriterienkatalog haben der Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN) und das Länderzentrum für Niederdeutsch (LZN) gemeinsam erstellt.

Am 4. Dezember 2020 sind die ersten beiden Einrichtungen aus dem Emsland mit dem Pflegesiegel ausgezeichnet worden – in einem festlich geschmückten virtuellen Festsaal in einer gemeinsamen Online-Sitzung. Jan-Bernd Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter im LZN, übergab feierlich die Urkunden an das St. Josef Stift in Börger und den Pflegedienst Pflege up Land in Lorup. Tina-Marie Wilming, stellvertretende Heimleitung des St. Josef Stifts und Daniela Schmits, Inhaberin und Pflegedienstleitung sowie Daniela Luker, stellvertretende Pflegedienstleitung von Pflege up Land, nahmen die Auszeichnung mit Freude entgegen.

Heinrich Siefer, Sprecher des BfN, stellte in seiner Laudation heraus, dass es bemerkenswert sei, dass Plattdeutsch in beiden Betrieben auf allen Ebenen stattfinde. Beide Einrichtungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Personal, das Plattdeutsch spricht, die Sprache aktiv in die Pflegearbeit einbeziehen lassen. Im St. Josef Stift spricht fast die Hälfte aller Pflegekräfte Plattdeutsch. Die plattdeutsche Sprache ist dort im Unternehmens-Pflegeleitbild niedergeschrieben und Mitarbeiter*innen haben an einem achtwöchigen Plattdeutsch Webinar teilgenommen, um ihre Sprachkenntnisse auszubauen. Für das nächste Jahr ist ein Generationenaustausch zwischen den älteren Bewohner*innen und Schulen und Kindergärten geplant. Auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie Erntedank oder Karneval wird Plattdeutsch eingebunden.

Auch in der Einrichtung Pflege up Land findet Plattdeutsch in sehr vielen Aspekten Anwendung. Nach außen sichtbar wird dies auch durch die plattdeutsche Website im Internet. In der Einrichtung werden Dienstbesprechungen und Fortbildungen auf Plattdeutsch abgehalten. Für die Bewohner*innen gibt es plattdeutsche Bücher und auch Betreuungsmaterialien werden auf Plattdeutsch angeboten. Als Ansprechpartnerin für alle Fragen zum Plattdeutschen gibt es eine Plattdeutsch-Beauftragte.

Die Organisatoren hoffen, dass sich im nächsten Jahr weitere Pflegeeinrichtungen dafür bewerben, mit dem PlattHart ausgezeichnet zu werden. Heinrich Siefer betonte in seiner Laudatio den Vorbildcharakter für weitere PlattHart-Anwärter: „Die beiden Einrichtungen haben den Mehrwert der plattdeutschen Sprache im Pflegealltag verinnerlicht und sich zum Nutzen gemacht. Plattdeutsch wird hier gelebt und ist in weiten Teilen auch strukturell verankert, das lädt zum Nachahmen ein.“
Der Kriterienkatalog steht interessierten Einrichtungen auf der Internetseite des Länderzentrums zur Verfügung.