Am 10. Februar 2000 wurde der erste Plattdeutsche Rat für Schleswig-Holstein gewählt. Damals bestand er aus „12 Aposteln für das Niederdeutsche“ (Nils Dahl). 25 Jahre später hat das ehrenamtliche Gremium im Landtag sein Jubiläum gefeiert und zurück auf ein Vierteljahrhundert sprachpolitische Arbeit sowie – mehr noch – nach vorn geblickt.
Kiel. Heute sind sie noch zu siebt und werden alle vier Jahre gewählt – im Plattdeutschen Rat für Schleswig-Holstein, dem ehrenamtlichen Gremium, das sich als „das Sprachrohr der niederdeutschen Sprecher*innengruppe“ versteht oder als „Lobby för de plattdüütsche Spraak“, wie es Dr. Willy Dierks, damaliger Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB), vor 25 Jahren formulierte.
„Twölf Lüüd sünd doch en poor to veel för de konstruktive Arbeit“, berichtet Marianne Ehlers, die von Beginn an Teil des Rates ist. Bei der Jubiläumsfeier im Landtag am 10. Juni lässt sie 25 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit Revue passieren. Einmischen, Aufpassen und Netzwerken, das seien bis heute die Hauptaufgaben des Rates, sagt sie. Ebenfalls von Anfang an mit im Boot ist der SHHB, der die Geschäftsführung des Rates übernimmt. „Un wi sünd un blieven geern dat Dack vun den Raat“, bekräftigte auch SHHB-Präsident Peter Stoltenberg in seinem Grußwort. „Laten Se uns tosamen dat Nettwark noch en beten dichter knütten, dormit uns de plattdüütsche Spraak nich dörch de Maschen rutscht,“ appellierte er beim Jubiläum.
Der Minderheitenbeauftragte der Landesregierung Johannes Callsen würdigte ebenfalls den großen Einsatz des Gremiums: „De Raat hett sik mit Hart un Hand gegen den Trend stellt, dat dat Nedderdüütsche jümmers minner snackt warrt un sik dorför insett, dat Platt lebennig blifft un sichtbor warrt.“ So sei es ein Verdienst des Rates, dass im laufenden Schuljahr an mittlerweile 53 Modellschulen im Land Niederdeutsch fester Bestandteil des Unterrichtes ist. Die niederdeutsche Sprache sei Ausdruck von Heimat, Kultur, Miteinander und gelebter Vielfalt, so Callsen.
„Wat blieven deit is, dat wi de Ogen över de plattdüütsche Welt hebben“, sagte Kirsten Maria Voß, aktuelle Sprecherin des Rates, in ihrer Bestandsaufnahme. Und der Blick der plattdeutschen Welt richtete sich in der letzten Zeit verstärkt auf das Plattdeutsche in den Medien, sowie den Sprachausbau. „Denn wi bruukt vele niege Wöör“, so Voß. Insbesondere die Niederdeutsche Medienplattform habe den Rat in letzter Zeit viel Kraft und Energie gekostet, ergänzte Klaus Jensen, ebenfalls Sprecher des Rates.
Christiane Ehlers vom Niederdeutschsekretariat in Hamburg lässt uns dann zum Abschluss nochmal ein bisschen in die Zukunft blicken und stellt dabei durchaus kritische Fragen: „Bruukt de Lüüd egens Plattdüütsch in den Alldag?“ oder „Wat bruukt dat, üm över all Themen vun de Welt op Nedderdüütsch snacken to könen?“ und „Woans köönt wi dat Prestiesch vun de plattdüütsche Spraak högersetten?“ Dies sind Fragen, denen sich die überregionale Projektgruppe „Spraakplaan 2050“, aber auch der Rat in Zukunft stellen muss – und will. Denn in einem sind sich alle einig: 2050 sehen wir uns wieder (wenn vielleicht auch in veränderter Besetzung) – zum 50. Jubiläum des Plattdeutschen Rates für Schleswig-Holstein!
Zum Plattdeutschen Rat Schleswig-Holstein
Der „Plattdüütsche Raat SH“ vertritt seit dem Jahr 2000 die Belange der Menschen, die die Regionalsprache sprechen oder an ihr interessiert sind. Der Rat setzt sich dafür ein, dass Plattdeutsch in den Kindertageseinrichtungen, in der Schule und an den Universitäten angeboten wird sowie dafür, dass die Sprache in der Pflege und Verwaltung seinen Platz findet. Damit Plattdeutsch als gesprochenen Sprache im Alltag weiterhin zu finden ist, ist ebenso ein mediales Angebot unverzichtbar. Nur wenn diese Interessen zusammengeführt und mit einer starken Stimme vorgebracht werden, sind zukunftsweisende Zielabsprachen mit der Kulturpolitik möglich. Die sieben ehrenamtlichen Mitglieder des Rates werden alle vier Jahre gewählt. Aktuell besteht der Rat aus: Ingrid Bindzus, Marianne Ehlers, Christel Fries, Jan Graf, Klaus Jensen, Dirk Söhren und Kirsten Maria Voß. Die Geschäftsführung liegt in den Händen der Referentin für Niederdeutsch und Friesisch des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB), derzeit Britta Poggensee.
Quelle: PM Schleswig-Holsteinischer Heimatbund, 13.06.2025
Gruppenfoto 1: Der aktuelle Plattdeutsche Rat (von links): Ingrid Bindzus, Dirk Söhren, Kirsten Maria Voss, Jan Graf, Marianne Ehlers und Klaus Jensen © Niederdeutschsekretariat
Gruppenfoto 2: Grußworte und Vortrag (von links): SHHB-Präsident Peter Stoltenberg, Leiterin des Niederdeutschsekretariates Christiane Ehlers, Landtagspräsidentin Kristina Herbst und Minderheitenbeauftragter Johannes Callsen © Niederdeutschsekretariat