Beratender Ausschuss Niederdeutsch tagt in Berlin

Am 19. April 2023 kam der Beratende Ausschuss für Fragen der niederdeutschen Sprachgruppe zu seiner jährlichen Sitzung zusammen. Die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, MdB Natalie Pawlik, hatte zu der Sitzung, die in hybrider Form stattfand, ins Ministerium des Innern und für Heimat nach Berlin eingeladen. Unter der Leitung der Beauftragten erörterten Vertreter:innen des BMI, der acht Niederdeutschländer, des Bunnsraat för Nedderdüütsch (BfN) sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages die niederdeutsche Sprachgruppe betreffende Fragen der Bundesinnenpolitik. Die Abgeordneten Filiz Polat (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) aus Niedersachsen und Gyde Jensen (FDP) aus Schleswig-Holstein nahmen in Präsenz an der Sitzung teil. Beide unterstützen die Arbeit des BfN und des Niederdeutschsekretariats schon seit vielen Jahren.

Zu dem Thema Niederdeutsch in den Medien hatte die Beauftragte die NDR-Chefredakteurin des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Bettina Freitag, eingeladen. Der Beratende Ausschuss ließ sich über die Umsetzung der Regelung im Rundfunkstaatsvertrag über den NDR, dass Minderheiten- und Regionalsprachen angemessen und regelmäßig Berücksichtigung im Programm finden sollen, informieren. Frau Freitag gab einen Überblick über die Angebote der Landesfunkhäuser. Die Mitglieder des Beratenden Ausschusses diskutierten mit Frau Freitag u.a. über die Funktion und Bedeutung niederdeutscher Elemente im regulären Programm sowie feste niederdeutsche Sendereihen. Weiter ging es um die Entwicklung attraktiver Angebot für jüngere Menschen sowie den Gewinn von Nachwuchsredakteuren.
Erfreuliche Entwicklungen konnte das Land Schleswig-Holstein berichten: Für das zweite Halbjahr 2023 stehen Landesmittel für die Einrichtung einer niederdeutschen Medienplattform zur Verfügung. Geplant ist, dass diese montags bis freitags immer morgens eine Stunde Hörfunk live ausstrahlt mit Berichten und Nachrichten aus Welt und Region. Außerdem wird sie eine Netzseite betreiben mit Informationen auf Plattdeutsch.

Johanna Bojarra und Heinrich Siefer, Sprecherin und Sprecher des BfN, gaben einen Überblick über die Entwicklungen der niederdeutschen Sprachgruppe seit der letzten Sitzung im September 2022. Als Jugendvertreter des BfN berichteten Kevin Behrens und Thees Becker über den Ausbau der Jugendarbeit: die durchgeführten Online-Werkstätten für junge Lüüd, Social Media Aktivitäten sowie verschiedene Filmprojekte. Sie schlossen mit ihrem Appell an die Politik, dass u.a. mehr Anreize geschaffen werden müssen, die junge Leute motivieren, sich in Niederdeutsch ausbilden zu lassen.

Weitere Themen der Sitzung waren Ansätze für ein Sprachplanungskonzept für die Regionalsprache Niederdeutsch sowie Plattdeutsch in der der Ausbildung von sozialen Berufen, Gesundheits- und Pflegebereich. In der nunmehr generalistischen Ausbildung in den Pflegeberufen ist die Berücksichtigung von Muttersprache nicht mehr explizit vorgesehen. Der BfN appellierte an die zuständigen Fachgremien, den Rahmenlehrplan um den Aspekt „Berücksichtigung von Muttersprache“ im Kontext Pflege zu ergänzen.

Informiert wurde außerdem über die Initiative für eine bundesweite Einbeziehung der Wissensvermittlung zu den vier nationalen Minderheiten und der niederdeutschen Sprechergruppe in die Lehrpläne der allgemeinbildenden Schulen.

Titelbild (v.l.n.r.) MdB Natalie Pawlik, MdB Filiz Polat, Christiane Ehlers und Kevin Behrens (beide Niederdeutschsekretariat) sowie MdB Gyde Jensen mit den „Wi snackt Platt“-Schildern, die Plattdeutsch in der Öffentlichkeit sichtbarer machen sollen.