Sprachentag in Cloppenburg

Der Bundesraat för Nedderdüütsch hatte am 19. Oktober zur zentralen niederdeutschen Veranstaltung anlässlich des Europäischen Tages der Sprachen ins Museumsdorf Cloppenburg in Niedersachsen eingeladen. „Brüchen slaan – Sprache als Brücke“ hatte der BfN in diesem Jahr als Motto für den Aktionstag gewählt, der auf eine Initiative des Europarates zurückgeht und auf die Bedeutung von Sprachlernen und Mehrsprachigkeit aufmerksam machen möchte. Im Rahmen der Veranstaltung wurde in verschiedenen Beiträgen und Formaten beleuchtet, inwiefern die Regionalsprache in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft die Funktion einer Brücke einnimmt.

Die Museumsdirektorin Dr. Julia Schulte to Bühne stellte das Museumsdorf Cloppenburg als modernes Freilichtmuseum vor, in dem regionale und überregionale Kulturgeschichte erforscht und erlebbar gemacht wird. Sie moderierte die Gesprächsrunde mit Heinrich Siefer, Sprecher des BfN, Gisela Lünnemann, der Geschäftsführerin des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland sowie Rita Kropp, Vorstand von „De Spieker“, Heimatbund für niederdeutsche Kultur in Oldenburg und Thomas Krüger, Geschäftsführer des Niedersächsischen Heimatbundes. Es wurde deutlich, wie wichtig es für den Erhalt der Sprache ist, diese im Alltag zu sprechen, aber auch die Rahmenbedingungen zu schaffen, um sie erlernen zu können. Die Antworten auf die Frage nach dem „besten plattdeutschen Produkt“ der jeweiligen Institution verdeutlichten die Bandbreite, die die Sprache im Leben der Menschen in der Region einnimmt: von der Arbeit der Fachgruppe Niederdeutsch und Saterfriesisch über plattdeutsche Gottesdienste, ein Wörterbuch für die Region bis hin zur Autorenwerkstatt, in der aktuelle literarische Texte auf Platt entstehen.

„Op Plattdüütsch heet dat Moin“

Heiko Gauert, Delegierter für Schleswig-Holstein im BfN, gab einen Einblick in die Geschichte der Regionalsprache und erklärte an vielen Beispielen, wie eng die europäischen Sprachen miteinander verwandt sind.

Lebhaft ging es beim „Speed-Dating“ op Platt zu. An sechs Thementischen hielten die Referent*innen kurze Vorträge zu den einzelnen Themenfeldern. „Wir freuen uns, dass dieses Format so gut angenommen wurde“, so Heinrich Siefer, Sprecher des BfN, „es gab ausreichend Raum für Diskussion und Austausch, den die Teilnehmer*innen auch genutzt haben“.

Schulunterricht

Wie Lehrende darauf vorbereitet werden können, das Thema Mehrsprachigkeit in den Unterricht einzubinden, und wie die Kinder mit all den unterschiedlichen Sprachen um sie herum umgehen, stellte Dr. Joana da Silveira Duarte, Dozentin an der Universität Drenthe in den Niederlanden, mit sehr viel Begeisterung vor. Sie berichtete, wie auch Niederdeutsch ganz selbstverständlich im Schulunterricht verwendet wird. Zu gelebter Mehrsprachigkeit gehört es außerdem, dass auch die Herkunftssprachen der Schüler*innen einbezogen werden und einen Platz im schulischen Alltag einnehmen.

Plautdietsch

Über das Plautdietsche informierte Dr. Heinrich Siemens, der die Sprechergruppe im BfN vertritt.

Arbeit und Tourismus

Stefan Meyer von de Oldenburgischen Landschaft gab Auskunft über das Thema Plattdeutsch bei der Arbeit und im Tourismus und stellte die Ergebnisse einer Untersuchung zu diesem Themenfeld vor.

Pflege

Hella Einemann-Gräbert von den Berufsbildenden Schulen Wildeshausen hat mit ihrem Einsatz für Plattdeutsch in der Pflege in den letzten Jahren viel bewegt und berichtete von ihren Erfahrungen, die Regionalsprache in die Ausbildung für Pflegeberufe zu integrieren.

Literatur

Autor*innen aus der Region gaben Einblicke in ihre Arbeit in der Schreibwerkstatt. Es ging um die Bedeutung von Plattdeutsch als Literatursprache und dem Verfassen eigener Texte auf Platt.

Übersetzungen

Hartmut Cyriacks, Delegierter für Hamburg im BfN, erläuterte, welche Herausforderungen beim Übertragen von Texten ins Niederdeutsche entstehen, und stellte kreative Lösungsansätze vor.

Während der plattdeutschen Führungen am Nachmittag bekamen die Besucher*innen einen Eindruck vom Leben der Menschen sowie von der Bauweisein der Region.

Das kulturelle Programm am Nachmittag rundete den Sprachentag ab. Die Beiträge zeigten eindrucksvoll, welche besondere Bedeutung den Feldern Musik und Film zukommt, insbesondere um Kinder und Jugendliche für die Sprache begeistern zu können.

„Kinderleicht & Grenzenlos – Kinderlieder auf Platt, Deutsch und Niederländisch“

Mit dem mehrsprachigen Kinderbuch „Kinderleicht & Grenzenlos – Kinderlieder auf Platt, Deutsch und Niederländisch“, das Gerlinde Schmidt-Hoodt von NIFBE (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung) und Andrea Kuper, eine der Autorinnen vorstellten, lassen sich die Kleinen musikalisch an die Sprachen heranführen.

„Ritter Trenk op Platt“

Georg Schillmöller vom Verein „Platt un Freesch in de School e.V.“ stellte mit „Ritter Trenk op Platt“ einen ganz besonderen Film vor. Pünktlich zum Kinostart zeigte er Ausschnitte des ersten plattdeutschen Kinofilms für Kinder. Er berichtete von diesem außergewöhnlichen Projekt, das er gemeinsam mit Heiko Frese realisiert hat. In einem kleinen Film kamen auch die Kinder zu Wort, die beim Casting gewonnen hatten und bei der Synchronisation eine Rolle bekommen hatten.

 

 „De Grup“

Als weiteres Highlight konnte die niederdeutsche Sprechergruppe „De Grup“ begrüßen. Die musikalische Performance skizziert die Familiengeschichten von den Musikern Otto Groote aus Deutschland und Bert Hadders aus den Niederlanden. Dieses großartige Musikprojekt zeigte, dass mit Sprache auch (Landes-)grenzen überwunden werden können.

Am Rande des Aktionstages war Raum für Gespräche und Austausch – hier Dr. Ute Löding-Schwerdtfeger, Geschäftsführerin des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes, der als Projektmittelempfänger für den BfN und das Niederdeutschsekretariat fungiert, und Dr. Saskia Luther, Sprecherin des BfN.

Der BfN bedankt sich bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für die Förderung der Veranstaltung sowie beim Museumsdorf Cloppenburg für die sehr gute Zusammenarbeit!

Bilder: C. Ehlers